28.12.12

Positive Bestärkung - Studie

Quelle: "So zaubern Pferdeflüsterer" von Andrea Six in: Neue Zürcher Zeitung 
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/so-zaubern-pferdefluesterer-1.5371048

Iris Bachmann, Verhaltensforscherin am Nationalgestüt in Avenches (VD), sieht hinter das Geheimnis des Pferdeflüsterers. «Es gibt wohl in Europa keinen Pferdetrainer mit so viel Erfahrung», sagt sie. Die Befehle seien klar verständlich für das Pferd, daher sei die Methode effizient. «Aber sanft ist sie nicht», sagt die Zoologin. Es handele sich um die sogenannte negative Verstärkung, ein bekanntes Vorgehen innerhalb der Lerntheorie. Auf das Tier wird ein gewisser psychischer Druck ausgeübt, ihm etwa ein Gegenstand präsentiert, der es ängstigt. Sobald das Pferd ein erwünschtes Verhalten zeigt, nimmt der Trainer den Druck weg und entfernt den Gegenstand.
Dabei will Bachmann den Ausdruck «negativ» wertfrei verstanden wissen. «Das ist ein sinnvolles Vorgehen, nur eben nicht stressfrei für das Tier.» Es liegt in der Natur eines Fluchttiers, Druck auszuweichen, und es sucht den Zustand, der ihm am angenehmsten ist.
Eine neue französische Studie von der Universität Rennes hat nun herausgefunden, dass eine andere Lerntheorie, welche mit positiver Verstärkung, also mit Lob statt mit Druck arbeitet, besser funktioniert («Animal Behaviour», online). Studienleiterin Carol Sankey hat 26 junge Pferde getestet, welchen beigebracht wurde, stehenzubleiben und Handgriffe von Pflegern und leichte medizinische Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. Die eine Hälfte der Jährlinge wurde während des Trainings mit Futter belohnt, die andere nicht. Nicht nur, dass die belohnten Tiere schneller lernten, sie hatten auch Monate später ein besseres Erinnerungsvermögen an die Trainerin und übertrugen ihr erlerntes Vertrauen auf andere Personen. Tiere, die nicht belohnt wurden, benahmen sich misstrauischer gegenüber Menschen und zeigten negative Verhaltensweisen wie Beissen oder Ausschlagen.
Sankey verglich ebenfalls den Effekt von positiver und negativer Verstärkung miteinander. Hierbei sollten Pferde lernen, einen Schritt rückwärts zu gehen. Die eine Gruppe wurde für ihr richtiges Verhalten belohnt, der anderen Gruppe mit einer Peitsche gedroht, welche entfernt wurde, sobald die Tiere richtig reagierten. Den Rückwärtsschritt erlernt haben beide Gruppen. Die belohnten Pferde waren allerdings weniger gestresst und hatten nach dem Training mehr Zutrauen zu Menschen.
Derartige Ergebnisse zeigen, dass die kognitiven Fähigkeiten von Pferden höher einzuschätzen sind, als man früher glaubte. Das Geheimnis, wie diese Tiere stressfrei und artgerecht lernen, beginnt die Verhaltensforschung aber gerade erst zu lüften. Denn frühere Annahmen für einen richtigen Umgang mit Tieren bezogen sich meist auf Lernstudien mit Laborratten. Und ein Pferd ist nun mal kein Nagetier. 

Die Originalstudie dazu ist "leider" auf Englisch...
Positive interactions lead to lasting positive memories in horses, Equus caballus

  
 

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